2. Dezember 2024
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Ihn legt so rasch keiner aufs Kreuz

FDP-Direktkandidat Klaus-Dieter Liebsch ist Judoka und engagiert sich für die Nachwuchsarbeit

Klaus-Dieter Liebsch
Klaus-Dieter Liebsch inmitten seiner Schützlinge. Dem Klietzer Judoka liegt die Kinder- und Jugendarbeit besonders am Herzen. Er bewirbt sich über die FDP um einen Sitz im Landtag. Foto: Ingo Freihorst (VS)

Von Ingo Freihorst (Volksstimme)

Zur Landtagswahl am 13. März kandidieren im Wahlkreis 3 (Osterburg-Havelberg) fünf Männer und Frauen. Die Volksstimme stellt diese Direktkandidaten im Porträt vor. Heute: Klaus-Dieter Liebsch (FDP) aus Klietz. Der Judoka legt viel Wert auf die Kinder- und Jugendarbeit und lässt sich so schnell nicht aufs Kreuz legen.

Klietz: Die Turnhalle in der Seegemeinde Kietz ist so etwas wie das zweite Zuhause von Klaus-Dieter Liebsch. Gleich mehrmals in der Woche ist er hier nach Feierabend anzutreffen, weshalb auch das Treffen mit dem Reporter in der Halle stattfindet.

Den Klietzer legt so rasch niemand aufs Kreuz: Er ist seit 1960 Judoka und inzwischen Träger des vierten Dans – darf also einen schwarzen Gürtel tragen. Über 400 Wettkämpfe hat der Sensei – so heißen die Judomeister – während seiner Laufbahn bestritten. Begonnen hatte er damals beim örtlichen Armeesportverein ASV, da befand sich die Turnhalle noch dort, wo seit einigen Jahren das Landguthotel steht. Schon damals war Klietz Standort eines riesigen Übungsplatzes der Volksarmee, die DDR-NVA hatte hier unter anderem Artillerie stationiert und Taucher ausgebildet.

Seit 1970 ist der Klietzer zudem als Übungsleiter tätig, diese Funktion übernahm er in seiner Lehrzeit in Havelberg, in der Domstadt erlernte er den Beruf des Kfz-Schlossers. „Judo fördert Konzentration, Disziplin, Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer“, berichtet der Klietzer – also Eigenschaften, welche auch in der Politik nützlich sein können.

Mit der deutschen Wiedervereinigung verschwand auch die Nationale Volksarmee – und mit ihr der Sportverein ASV. Damit in Klietz auch weiterhin Judokas trainieren und kämpfen konnten, musste ein Ersatz her – weshalb Klaus-Dieter Liebsch 1994 den Sportverein „Preußen 1960“ Klietz ins Leben rief. Die Jahreszahl im Namen verweist auf die Anfänge des Judosports in Klietz, die Preußen sehen sich dieser Tradition verpflichtet. Neben Judo gibt es im etwa 50-köpfigen Verein die Sektionen Jiu-Jitsu und Kraftsport – und viele Helfer beim Training. Um die Formalitäten für die Vereinsgründung und bei den Wettkämpfen zu erledigen, musste der Klietzer sich mit der Computertechnik vertraut machen.

Der geliebte Zweikampfsport war 2004 auch Anlass für Klaus-Dieter Liebsch gewesen, sich in der Klietzer Lokalpolitik zu engagieren. Denn immer wieder hatte es Ärger mit den Hallenzeiten gegeben. So bewarb er sich als Einzelkandidat und wurde in den Gemeinderat gewählt: „Ich wollte etwas im Ort bewegen.“

„Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist für mich wichtig.“

Vor einigen Jahren trat der Klietzer der FDP bei und zog bei der jüngsten Wahl über deren Liste in den Gemeinderat, wo er mit der CDU eine Fraktion bildete. Zudem saß er von 2009 bis 2014 ebenfalls für die Freidemokraten im Verbandsgemeinderat. Ein weiteres Ehrenamt, das er schon seit 1990 bekleidet, ist das des Vorsitzenden des Kreisfachausschusses Judo. Im kreislichen Wirtschaftsausschuss ist er als berufener Bürger tätig, beim Sozialgericht in Magdeburg ist er seit dem Vorjahr zudem Schöffe.

„Wichtig für mich ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, vor allem aus sozial benachteiligten Familien“ erklärt der Klietzer mit Blick auf den auf den Matten trainierenden Nachwuchs. Vor allem Letztgenannte seien sehr dankbar für diese sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Es gab etliche Leistungsträger: Aus Klietz kam mit Uta Braun eine Vize-DDR-Meisterin, Andreas Meier wurde 1999 in Wilhelmshafen deutscher Jiu-Jitsu-Meister, ebenso Andreas Liebsch, der Sohn des Trainers. Harald Kühn wurde internationaler Meister in der Slowakei.

Zu Hause ist der Klietzer in der wärmeren Jahreszeit oft im Garten anzutreffen, er kümmert sich dort um Bohnen, Kartoffeln oder Erdbeeren. „Bei der Gartenarbeit findet man Ruhe und Entspannung“, so seine Erfahrung. Seit kurzem ist er auch Kaninchenhalter, die Vierbeiner der Rasse Blau-Silber schlachtet er selbst.

Als ziviler Arbeitnehmer bei der Bundeswehr in Klietz – hier ist der gelernte Kfz-Schlosser seit 1992 tätig – liegen ihm Erhalt und Ausbau der Standorte Klietz und Havelberg natürlich sehr am Herzen. Es sind schließlich die mit Abstand größten Arbeitgeber in der strukturschwachen Elb-Havelregion.

Die Unternehmen im Land müssten zudem von teils unnötigen bürokratischen Vorschriften wie dem Vergabegesetz entlastet werden, die zügige Nordverlängerung der Autobahn A14 steht ebenfalls auf seiner politischen Agenda. „Sachsen-Anhalt hat viele Potenziale, wir nutzen sie nur zu wenig“, so die Ansicht des Klietzers. Er verweist auf die Jugend, welche das Bundesland 25 Jahre nach der deutschen Einheit noch immer in Scharen verlässt. Um die Abwanderung zu stoppen, seien gute Ausbildungs- und Arbeitsplätze in der Region nötig.

Schließlich ist da auch noch die Turnhalle: Vor einigen Jahren wurde ein Sanitärtrakt saniert, danach ging der Gemeinde das Geld aus. Der zweite Sanitärtrakt sowie der Eingangsbereich der Halle müssten aber ebenfalls dringend saniert werden. Die Halle steht sinnbildlich für den aktuellen Zustand der Seegemeinde: Zu Ostern sollen die beiden Bankfilialen schließen. „Die wollen uns plattmachen, dann haben wir hier wirklich bald die so oft propagierte ,grüne Wiese‘!“, ist der FDP-Direktkandidat verärgert und engagiert sich gegen dieses Vorhaben nun auch noch in einer Bürgerinitiative.

Von Ingo Freihorst (Volksstimme online, 26.02.2016)